Gottesdienst am 6. August 2023

 Ev. Gemeinde Unterbarmen Süd

 

Vorspiel

 

Eröffnung

 Gott hat einen Bund mit seinem Volk Israel geschlossen. Und weil er in Jesus in Israel zur Welt gekommen und Mensch geworden ist, und weil er uns durch ihn in seinen Bund hineinnimmt, darum feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des dreieinen Gottes:

 Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn, …“

 Gemeinde: "… der Himmel und Erde gemacht hat …"

 Presbyter/in:„… der Bund und Treue hält ewiglich …“

 Gemeinde: "… und nicht loslässt das Werk seiner Hände."

 

Begrüßung

 

Ein herzliches Willkommen Ihnen und Euch allen, und ein ganz besonders herzliches Willkommen auch dem Kirchenchor, der diesen Gottesdienst musikalisch bereichern wird. Besten Dank dafür.

 Da es am kommenden Sonntag im Gottesdienst um die Ausstellung HoffnungBewegt geht, deren Fotos Sie heute hier schon bewundern können, hat Pfr. Seim sich überlegt, den Israelsonntag sozusagen auf diesen Sonntag vorzuziehen. Inhaltlich wird es dabei um einen Rabbinen gehen, der sowohl im Judentum wie auch im Christentum hohes Ansehen genoss, und dem es dabei stets um den Willen Gottes im konkreten Leben ging. Ganz passend dazu heißt es im Wochenspruch für die heute beginnende Woche:

 Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen;

 und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

 Lukas 12,48

 

In diesem Sinne wünsche ich uns einen gesegneten Gottesdienst.

 Als erstes Lied singen wir nun:

 

Lied           zhue 18,1-3+6   Kommt herbei, singt dem Herrn

 

Psalm                 122   (nach Uwe Seidel)

 Jerusalem, Stadt der Städte, Ziel meiner Sehnsucht,

 Metropole von Hass und Krieg, Dein Name: Shalom.

 Du Stadt Gottes, zweites Mekka und Israels Stolz,

 Stadt des Jesus von Nazareth, Stadt auf dem Berge.

 Mein Ruf: Friede; mein Wunsch: Shalom, shalom alejchem;

 mein Gruß: Pace; mein Traum: Salam, salam aleikum.

 Stadt in Nahost, Wort vom Frieden,

 Menschen, die hassen, Panzer rollen,

 Blicke töten und Bomben fallen.

 Jerusalem, Traum vom Frieden mitten im Kriege,

 Traum, oft zerstört und oft verdrängt, nie zu vergessen.

 Mein Ruf: Friede; mein Wunsch: Shalom, shalom alejchem;

 mein Gruß: Pace; mein Traum: Salam, salam aleikum.

 

Gemeinde: (mit Melodie EG 197,3) Ehr sei dem Vater und dem Sohn, …

 

Lesung               5. Mose 6,4-9

 

Bekenntnis

 

Lied           zhue 143            Vater, Deine Liebe ist so unbegreiflich groß

 

Predigt      Apostelgeschichte 5,33-39

 Liebe Gemeinde!

 Es geht um Gottes Wille –

 Jesus von Nazareth und uns als seinen Nachfolgern, wie auch Rabban Gamliel und seinen Schülern. An beiden wird deutlich: Christentum und Judentum sind eng miteinander verwandt. Sie verhalten sich wie Schwestern und Brüder. Denn beiden Religionen geht es immer wieder darum: um Gottes Willen in und mit dieser Welt, um Gottes Willen im Alltag unseres Lebens.

 Es geht um Gottes Willen –

 und das gerade eben auch in dieser hier geschilderten Situation. Petrus und die anderen Apostel waren angeklagt. Es ging um ihr Leben. Und in die aufgeheizte Stimmung der Versammlung bringt Rabban Gamliel Ruhe hinein.

 Zunächst sorgt er dafür, dass man sich sozusagen intern besprechen kann. Ohne die Angeklagten im Raum, durch die sich wohl viele provoziert fühlten, ließ sich ruhiger reden. Und dann macht Rabban Gamliel auf den Umstand aufmerksam, dass es doch bereits mehrere messianische Bewegungen in Israel gegeben hatte. Jesus war nicht der erste und einzige. Da gab es einen Theudas und auch einen Judas aus Galiläa, wie auch andere historische Quellen belegen. Doch die Köpfe dieser beiden Bewegungen waren eben umgekommen oder umgebracht worden, wie ja auch Jesus von Nazareth, und ihre Nachfolgerschaft hatte sich im Sande verlaufen, gab es nicht mehr. Und von daher rät Rabban Gamliel,

 der beim ganzen Volk großes Ansehen genoss:

 Geht nicht gegen diese Leute vor, sondern lasst sie laufen. Wenn das, was sie vorhaben oder unternehmen nur das Werk von Menschen ist, wird es von selbst zu Grunde gehen. Aber wenn es Gottes Werk ist, könnt Ihr nichts dagegen unternehmen. Oder soll es am Ende heißen, dass Ihr Euch gegen Gott stellt?

 Dabei scheint es fast so, als ob sich dieser Rabbiner unsicher ist, ob hinter der jesuanischen Bewegung nicht doch mehr stecken könnte, ob hier nicht doch vielleicht Gott selbst am Werke sei. Am Ende aber sollte man nach Möglichkeit eben nicht gegen Gottes Willen agieren, und alles Menschenwerk hat keinen Bestand.

 Es geht also um Gottes Willen,

 und dazu passt ein Ausspruch Rabban Gamliel aus den Sprüchen der Väter. Da heißt es in seinem Namen:

 Erfülle den Willen Gottes, als ob es Dein Wille sei,

 damit Gott Deinen Willen erfülle, als ob es Gottes Wille sei. Pirke Awot II,4

 Oder anders ausgedrückt: Wenn ich meinen Willen dem Willen Gottes unterordne, ganz wie es Jesu sja selbst vorgelebt hat, als er im Garten Gethsemane sprach:

 Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!                                                                 Lukas 22,42

 und ganz auch nach der Bitte im Unser Vater:

 Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.                                   Matthäus 6,10

 Wenn wir also unseren Willen ganz dem Willen Gottes unterordnen, dann ist es ja Gottes Wille, den Gott uns erfüllt, erfüllen wird, erfüllen muss. Aber dazu muss man eben von sich selbst absehen und frei nach dem Doppelgebot der Liebe, wie Jesus es formuliert, auf Gott und auf seinen Nächsten schauen:

 Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer!

 Und Du sollst lieben den HERR, deinen Gott,

 mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele

 und mit deiner ganzen Kraft.

 Und Du sollst lieben Deinen Nächsten wie Dich selbst.                   Markus 12,29

 Gerade auch hier macht Jesus ja auf seine Art und Weise deutlich, und das unter Aufnahme des ‚Bekenntnisses‘ Israels, wie wir es vorhin auch in der Lesung gehört haben, - er macht hier auf seine Art und Weise deutlich, was denn für ihn der Wille Gottes sei. Und Rabban Gamliel sagt eben durchaus ähnlich auf seine Weise:

 Erfülle den Willen Gottes, als ob es Dein Wille sei,

 damit Gott Deinen Willen erfülle, als ob es Gottes Wille sei.

 Und hier vor der Ratsversammlung macht er deutlich:

 Wenn es Gottes Werk (und Wille) ist, könnt Ihr nichts dagegen unternehmen.

 Denn auf lange Sicht gesehen wird Gott sein Werk vollenden und seinen Willen zur Geltung bringen. Das ist ja gerade die Hoffnung, die Judentum und Christentum miteinander verbinden.

 

Ansonsten erfahren wir aus den Quellen wenig Persönliches über Rabban Gamliel. Er war aber wohl durchaus ein ganz lebenspraktischer Mann. So heißt es in den Sprüchen der Väter auch von ihm:

 Es ist gut, das Studium der Thora mit einem weltlichen Beruf zu verbinden, denn das Bemühen um Beides verdrängt Verkehrtes: Jedes Studium ohne Erwerbstätigkeit endet im Müßiggang und zieht Verkehrtes an.

 Pirke Awot II,2

 

Ganz entsprechend habe ich, ohne von diesem Spruch Rabban Gamliels zu wissen, neben dem Theologiestudium stets auch in der Hauspflege gearbeitet, um, wie ich es formulierte, im Studium nicht abzuheben, sondern geerdet zu bleiben. Ich für meinen Teil kann diesen Ausspruch Rabban Gamliels also nur als sehr lebenspraktisch unterstreichen.

 

Und aus dem babylonischen Talmud erfahren wir, dass Rabban Gamliel wohl übers Judentum hinaus bekannt, gefragt und seine Meinung geachtet war. So steht er durchaus im Gespräch mit anderen Menschen anderer Religionen. Außerdem war er wohl verheiratet und Vater einer Tochter, die zugleich auch seine Schülerin gewesen sein muss. Das war für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich. So heißt es im Traktat Sanhedrin:

 Der Kaiser sprach zu Rabban Gamliel: Ihr sagt, dass die Toten lebendig werden; sie werden ja zu Staub verwandelt; kann denn Staub leben?! Da sprach seine Tochter zu ihm: Lass Du ihn, ich will ihm antworten.

 bTal Sanh XI,1

 Und dann antwortet eben seine kluge Tochter dem römischen Kaiser.

 

Vor allem aber heißt es dann nach seinem Tod von ihm, und das deckt sich mit der Bemerkung des Lukas, dass er

 beim ganzen Volk großes Ansehen genoss:

 Mit dem Tode Rabban Gamliels des Alten hörten die Ehrfurcht vor dem Gesetzt auf und starben Reinheit und Enthaltsamkeit.             Mishna Sota IX,15

 Mit anderen Worten: Rabban Gamliel galt seinen Zeitgenossen als eine ganz besondere Persönlichkeit, die viele Menschen in ihrem Umfeld geprägt hat.

 Und so lässt Lukas auch Paulus vor dessen Berufung zum Apostel zu dessen Füßen sitzen und studieren. Nur, dass Paulus dann die ersten christlichen Gemeinden so eifrig verfolgte, das passt eben nicht zu dem, wie Rabban Gamliel hier in der Ratsversammlung agiert, wenn er sagt:

 Geht nicht gegen diese Leute vor, sondern lasst sie laufen. Wenn das, was sie vorhaben oder unternehmen nur das Werk von Menschen ist, wird es von selbst zu Grunde gehen. Aber wenn es Gottes Werk ist, könnt Ihr nichts dagegen unternehmen. Oder soll es am Ende heißen, dass Ihr Euch gegen Gott stellt?

 Deutlich ist und bleibt: Diesem Rabbi geht es ganz ähnlich wie Rabbi Jesus darum, dass Gottes Wille unser Leben bestimmt und dass wir ihm und seinem Willen nicht im Wege stehen. Und es geht Rabban Gamliel darum, dass dieser Wille sich auch in unserem Leben wiederspiegelt, dass Gottes Wille eben nicht irgendwie abgehoben, sondern durchaus geerdet und lebenspraktisch ist, ganz nach dem Wort Jesu:

 Wer diese meine Rede hört und tut sie,

 der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.  Matthäus 7,24

 

 Chor: Mit Dir geh ich alle meine Wege

 

Feier des Abendmahls

 

Fürbitte

 Heiliger Gott!

 Wir danken Dir dafür,

 dass Du Dein Volk Israel aus der Knechtschaft befreit hast

 und dass Deine Lehre vom Berg Sinai auch heute noch die ganze Welt inspiriert.

 Wir danken Dir dafür,

 dass Du Deinen Kirchen die Augen geöffnet

 und sie aus ihrer Verachtung gegenüber Deinem Volks Israel geführt hast.

 Wir danken Dir für alle Lehrerinnen und Lehrer,

 die uns zu einem besseren Verständnis zwischen Christen und Juden geholfen haben und helfen.

Wir bitten Dich für alle Menschen, die Verantwortung tragen,

 für die Politikerinnen und Politiker in unserer Stadt,

in Regierungen und Parlamenten in unserem Land und sonst auf der Welt:

 Schenke ihnen offene Ohren

 und weise Beraterinnen und Berater,

 dass sie sich inspirieren lassen von Deiner Lehre,

die dem Frieden, der Gerechtigkeit und Freiheit dient!

Wir bitten Dich für alle Menschen, die sich in Synagogen, Kirchengemeinden und religiösen Gemeinschaften engagieren:

 Schenke ihnen Deinen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit,

 dass sie miteinander und aneinander lernen können

 und ihre Mitmenschen in ihnen Dein Licht und Deine Wahrheit leuchten sehen!

 Wir bitten Dich für alle Erzieherinnen, Lehrer und Eltern,

 die sich darum bemühen, an die nächsten Generationen weiterzugeben, was sie selbst empfangen haben:

 Schenke ihnen Geduld, Leidenschaft und Einfühlungsvermögen,

 dass sie zugleich von den Kindern lernen

und ihnen vermitteln können,

 was dem Hass wehrt, dem Zusammenleben dient

und Deine Verheißungen lebendig werden lässt!

 Besonders Gott, bitten wir Dich für die Menschen,

für die nun nach diesen Ferien der Alltag wieder beginnt:

 Erhalte Ihnen noch lange den Genuss der Erholung!

 Segne Ihr Miteinander in Schulen und Arbeitsstätten!

 Hilf Ihnen, sich im Alltag nicht zu viel aufzuladen!

 Und wir bitten Dich für alle Völker,

 dass endlich Dein Wille geschehe hier auf Erden!

 Lass Du die Stimmen des Friedens laut erklingen!

 Und hilf den Verantwortlichen dazu,

 aufeinander zu zugehen

 und Auseinandersetzungen friedlich beizulegen.

 

Unser Vater im Himmel …

 

Lied                    zhue 269   Hineh ma tov

 

Segen

 Gott

 uns Mutter und Vater,

 Bruder und Schwester segne dich

 mit der Weite des Himmels und der Lebenskraft der Erde

 mit der Klarheit des Wassers und der Glut des Feuers

 mit zärtlichen Händen und einem hörenden Herzen

 Gott segne dich damit du ein Segen bist

 Der HERR segne dich und behüte dich;

 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

 Gmd:  Amen, Amen, Amen

 

Chor: Er hat seinen Engeln befohlen über Dir

 

Bekanntmachungen (Presbyter/in)

 Die Kollekten vom vergangenen Sonntag betrugen:

 Für die Justizseelsorge                                  53 € 

 Für den Unterbarmer Kinderteller                 78 €

 Herzlichen Dank! Gott segne Geber und Gaben

 und all das, was mit diesen Gaben geschieht.

 

Die heutigen Kollekten gehen an die Diakonie der Gemeinde und an die VEM - Menschen mit Behinderung stärken.

 Für viele Menschen – auch in unserer Gemeinde – ist der Alltag belastet durch Krisen und akute Notsituationen. So kann unbürokratisch und sofort eine kleine Entlastung erfolgen.

 Menschen mit Behinderungen werden in Afrika und Asien häufig ausgegrenzt und diskriminiert. Die VEM fördert die Integration mit Bildungsangeboten und Aufklärungskampagnen. 

 

Hier nun die demnächst anstehenden Termine:

 Am Freitag dem 18. Aug. um 20 Uhr findet das nächste Taizé-Gebet in St. Christophorus statt.

 Und: Die Diakonie Wuppertal wird 100 Jahre. Dazu findet vom 13. bis 20 August eine Aktionswoche statt, die mit einem Jubiläumsgottesdienst am 13. August um 10.30 Uhr in der Gemarker Kirche beginnt. Die folgenden täglichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Angebote sind sehr interessant und vielfältig.

 

Nicht verpassen sollten sie aber besonders die folgende Ausstellung zur aktuellen politischen Situation:

 Hope - HoffungBewegt Eine Ausstellung mit zwölf Bildern

 Hoffnung auf ein besseres, ein sicheres Leben - ein Leben, bei dem man nicht täglich Angst haben muss als Mensch in seinem Leben und in seiner Freiheit bedroht und eingeschränkt zu werden. Mit dieser Hoffnung machen sich viele aus ihren Heimatländern im Nahen Osten auf eine beschwerliche und riskante Reise auf den Weg nach Europa.

 In der Fotoausstellung „Hope-HoffnungBewegt“ zeigen junge geflüchtete Frauen mit ihren Bildern, was Hoffnung für sie bedeutet. Diese Bilder sind in einem Flüchtlingscamp in Griechenland in einem Fotokurs unter der Leitung des jungen italienischen Fotografen Mattia Bidoli entstanden und wurden international ausgezeichnet.

 Die Ausstellung ist in unserer Gemeinde für eine Woche zu Gast. Im Gemeindezentrum Petruskirche kann sie von Mittwoch, dem 9. August bis Freitag, dem 11. August in der Zeit von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr sowie am Sonntag, dem 13. August vor und nach dem Gottesdienst besichtigt werden.

 Die Ausstellung endet am Sonntag, dem 13. August mit einem Gottesdienst zur Ausstellung um 10.30 Uhr mit Prädikant Gunnar Grams im Gemeindezentrum Petruskirche. Der Gottesdienst wird musikalisch vom Chor „Colorful Grace“ unter der Leitung von KMD Jens-Peter Enk mitgestaltet.

 Herzliche Einladung die Ausstellung und den Gottesdienst zu besuchen. Nähere Informationen zur Ausstellung finden Sie auch auf unserer Webseite im Katalog zu dieser Ausstellung.

 

Eine gesegnete Zeit!

 Und:

 Bleiben Sie behütet!                                                 Ihr Pfr. Michael Seim

 


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