Gottesdienst zum Karfreitag 7.04.2023
Ev. Gemeinde Unterbarmen Süd
Vorspiel
Eröffnung (Presbyter/in:)
Gott kommt in seinem Sohn zu uns und teilt unser Leben in allen Belangen: Jesus Christus ist geboren; er ist gestorben. Und so kommen wir am heutigen Karfreitag zu ihm, um an sein Leben und Sterben zu denken.
So feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des dreieinen Gottes:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn, …“
Gemeinde: "… der Himmel und Erde gemacht hat …"
Presbyter/in:„… der Bund und Treue hält ewiglich …“
Gemeinde: "… und nicht loslässt das Werk seiner Hände."
Begrüßung
Ein Herzliches Willkommen Ihnen und Euch allen zu unserem heutigen Gottesdienst. Am heutigen Karfreitag denken wir dabei als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi besonders an das Leben und Leiden Jesu. Was da im Kommen Jesu und in seinem Sterben geschehen ist, das fasst der Evangelist Johannes so zusammen:
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16
Mit anderen Worten heißt das: Wie sehr Gott uns liebt, das wird darin deutlich, wie sehr er und sein Sohn Jesus sich für uns einsetzen. Das im Ohr und Herzen wünsche ich uns einen gesegneten Gottesdienst.
Als erstes Lied singen wir nun
Lied 76,1–2 O Mensch, bewein Dein Sünde groß
Psalm 22 (eg 709, S. 1143f)
Eingangsgebet
Gott!
Auch heute hat manch einer den Eindruck,
Du seist nicht zugegen,
Du habest Dich abgewandt,
Du möchtest mit uns nichts mehr zu tun haben.
Dabei blicken auch wir zurück,
denn unsere Väter und Mütter hofften auf Dich,
und es scheint so,
als ob Du ihnen und uns vor Zeiten geholfen hättest.
Wir konnten einigermaßen in Frieden leben.
Darüber haben wir manch anderes ausgeblendet.
Doch die Zeiten haben sich geändert,
und nun erkennen wir wieder,
wie sehr eigentlich alle Welt und die ganze Schöpfung zu Dir schreit.
Da ist nicht nur dieser Krieg.
Krieg gab es irgendwo immer.
Da ist nicht nur diese Ungerechtigkeit,
unter der die zu leiden hatten und haben,
die wir nicht sehen, an die wir nicht denken,
die fern sind, deren Schreie wir nicht hören wollten.
Da ist vor allem aber die Sorge um die Zukunft:
die Zukunft der Schöpfung,
die Zukunft unseres Miteinanders,
die Zukunft Deiner Welt.
Und wir können Dir nur unsere Schuld bekennen
und auf Dich und Dein Einschreiten hoffen!
Darum: Herr, erbarme Dich!
Gemeinde: (mit Melodie: EG 178.11) "Herr, erbarme dich ..."
Gnadenzusage
Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus unser erbarmt, so dass der Evangelist Johannes seiner Gemeinde und auch uns heute zu sagen weiß:
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16
Gemeinde: (mit Melodie: EG 26) Ehre sei Gott in der Höhe
Kollektengebet
Dass Du uns liebst, Gott, trotz allem,
das ist für uns kaum zu verstehen.
Dass Du uns liebst, Gott,
obwohl der Großteil der Menschheit nicht auf Dich hören
und nichts von Dir wissen will,
das ist schon erstaunlich.
Doch gerade daran können wir vielleicht erkennen,
wie groß Deine Liebe zu uns sein muss,
wie groß Dein Vertrauen zu uns sein muss,
dass Du es immer wieder, immer nochmal mit uns wagst und probierst.
Denn dazu bist Du ja in Deinem Sohn zu uns gekommen.
Dazu hast Du so vieles auf Dich und Deine Schultern genommen.
Hab Dank also dafür, dass Du uns so sehr liebst!
Amen.
Lesung Matthäus 27,31-50 + 51-55 (mit Verlöschen der Kerzen)
Glaubensbekenntnis
Lied 85,1-4 O Haupt voll Blut und Wunden
Predigt Kolosser 1,13-20
Liebe Gemeinde!
Was an Karfreitag geschieht, und wie und warum es für uns geschieht, das ist schwer zu begreifen. Denn zunächst und zuerst geht es da um einen Menschen, der verraten, verlassen, verleugnet, verurteilt einen fürchterlichen Tod erleidet. Doch der Autor dieser Zeilen vertritt voller Überzeugung die steile These: Jesu Tod am Kreuz stiftet Frieden. Doch vom Frieden scheint diese Welt noch immer weit entfernt zu sein.
Da ist ja nicht nur dieser Krieg in der Ukraine, der uns derzeit so grausam bewusst macht, wie kostbar unser Leben und wie teuer uns auch unsere Freiheit ist. Das kann uns in diesen Zeiten durchaus deutlich werden.
Da sind aber auch die zahllosen anderen Kriege und gewalttätigen Konflikte, die wir kaum mehr wahrnehmen, die uns kaum interessieren: Im Kongo etwa gibt es etwa seit Jahrzehnten, eigentlich seit Mitte der 90ger Jahre, immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen. Im Jemen wird seit etwa einem Jahrzehnt ein Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien um die Vorherrschaft in der Region geführt, und andere Bevölkerungen, vor allem die Kinder, haben darunter zu leiden. In Syrien geht ebenfalls seit rund einem Jahrzehnt der syrische Machthaber ganz in der Tradition seines Vaters stehend brutal gegen das eigene Volk vor. Doch uns hat das, wie viele andere Kriege und Auseinandersetzungen, die letzten Jahre kaum mehr interessiert.
Aber da sind nicht nur die zahllosen anderen Kriege. Da ist auch die brutale Gewalt unter unseren eigenen Kindern, die uns erschüttert. Zunächst hörten wir vom Tod der 12jährigen Luise aus Freudenberg, die wohl von ‚Freundinnen‘ mit Messerstichen ermordet wurde. Und jetzt die letzten Tage haben wir von einer 10jährigen aus Wunsiedel gehört, die wohl durch drei Jungen im Alter von zwölf bis sechszehn Jahren ums Leben kam. Da fragt man sich, frag ich mich: Was geht in solchen Kindern wohl vor? Was ist da passiert, dass das Leben von gleichaltrigen nichts mehr wert zu sein scheint? Zu Recht werden auch die Täter vor der Öffentlichkeit geschützt, so dass wir letztlich kaum etwas über diese Taten erfahren, die wir eh nicht begreifen. Aber erschüttert stehen wir da. Hilflos sind wir angesichts eines solchen Ausdrucks an Gewalt.
Genau so müssen die Freundinnen und Freunde Jesu den Tod ihres Meisters und Lehrers erfahren haben. Sie hatten sich nicht vorstellen können, dass einer der Ihren ihren Jesus verriet. Sie hatten sich nicht ausmalen können, wie sehr sich die Mächtigen ihrer Zeit durch ihn bedroht fühlten. Sie hatten nicht erwartet, welche Anklage das konstruiert wurde. Und dann mussten die Freundinnen Jesu miterleben, wie ihr Meister und Lehrer noch am Kreuz verhöhnt und verspottet wurde. Sie standen hilflos und erschüttert dabei.
Eigentlich, so müssen wir feststellen, ist Karfreitag alle Tage da. Jeder Tag hat etwas vom Karfreitag, wenn so viel Gewalt immer noch geschieht.
Doch der Autor dieser Zeilen setzt gerade angesichts des Kreuzes einen gänzlich anderen Akzent, wenn er hier in seinem Schreiben, in seiner Predigt formuliert:
Er – Jesus – hat Frieden gestiftet
durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat.
Ja, durch ihn wurde alles versöhnt auf Erden wie im Himmel.
Und davon wurde anscheinend durchaus auch etwas sichtbar in seiner Gemeinde. Denn, so formuliert es der Autor nur wenig später, und spielt damit wohl auch auf die Umstände der Berufung eines Paulus selbst an:
Ihr ward seine Feinde.
Das zeigt sich an all dem Bösen, auf das Euer Sinn gerichtet war.
Aber jetzt hat er Euch … durch seinen Tod die Versöhnung geschenkt.
So … kann Euch niemand mehr anklagen.
Und wir fragen uns: Wie geschieht das? Wie macht man das? Und der Autor dieser Zeilen verweist uns dazu auf die Macht des lebendigen Gottes, wenn er direkt zu Beginn schreibt:
Gott hat uns von der Macht der Finsternis gerettet
und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt.
Dieser Schreiber weiß also sehr genau um die Grausamkeiten diese Welt. Aber er ist überzeugt: Diese Grausamkeit, diese Dunkelheit und Finsternis wird nicht ewig Bestand haben. Denn letztlich hat Gott selbst alles geschaffen und alles hat nur durch ihn, durch Gott selbst, seinen Bestand. Und weiter heißt es hier:
So hatte Gott beschlossen:
Mit seiner ganzen Fülle wollte er in ihm (in Jesus) gegenwärtig sein.
Oder anders ausgedrückt: Gott hat sich in Jesus ganz unserer Menschheit, unserer Menschlichkeit angenommen. Gott wird Mensch und Mensch zu Gute, wie wir an Weihnachten singen. Oder nochmals anders ausgedrückt: Gott begegnet uns in diesem Menschen Jesus, was andere Menschen durchaus heilsam erlebt und erfahren haben. Gott erleidet aber auch in diesem Menschen Jesus all das, was Menschen einander antun können. Und so geht auch dies menschliche Leiden in Gottes Fülle mit ein, wenn sein geliebter Sohn am Kreuz stirbt und sein Blut so sinnlos vergossen wird. Oder nochmals anders ausgedrückt: Gott verbündet sich mit diesem Menschen Jesus und so mit unserer Menschheit auch im Leiden und Sterben. Und Gott erneuert und bekräftigt so den alten Bund, den er mit aller Welt schloss und der letztlich für das Leben steht.
Denn, so weiß es der Autor dieser Zeilen: Diese Welt bleibt nicht am Karfreitag stehen, sondern er weiß bereits m Karfreitag von Ostern her: Dieser Jesus,
er ist der Anfang, der erste der Toten, der neu geboren wurde.
Und somit ist er der, der uns Menschen einen ganz neuen Weg bahnt. So ist er der, der uns sozusagen hinter sich her zieht – ist er doch das Haupt der Gemeinde und geht uns voran. So ist er der, der uns ein ganz neues Leben und ganz neue Perspektiven eröffnet – letztlich, weil er, Gott, sich eben nicht am Kreuz, an Leiden und Sterben vorbeigedrückt hat. Denn, so heißt es hier weiter:
Gott will, dass alles durch ihn Versöhnung erfährt.
In ihm soll alles zum Ziel kommen,
und dieses Ziel setzt er.
So müssen und können wir weiterhin von unserem Erleben her festhalten: Ja, Karfreitag ist alle Tage in dieser Welt. Aus Gottes Perspektive dürfen wir aber eben auch festhalten: Gott hat ein ganz anderes Ziel. Er hat die ganze Fülle seiner Existenz in diesen Menschen Jesus gepackt, damit wir letztlich durch Tod und Sterben hindurch an der Fülle seines Lebens Anteil haben werden und so letztlich vollendet werden.
Ganz konkret wird und gelingt das, wenn Kriege auch an ihr Ende kommen, wenn Gewalt sich erschöpft und ins Leere läuft und wenn Menschen Vergebung erfahren und sich vergeben können – was eben immer wieder auch geschieht. Darum: Ja, Karfreitag ist alle Tage in dieser Welt. Aber diese Welt kommt am Karfreitag nicht an ihr Ende. Die Welt bleibt – Gott sei Dank! – am Karfreitag nicht stehen, sondern wird immer wieder – und ich will hoffen – immer kräftiger neu ins Leben gehen. Denn, so der Autor dieser Zeilen eben:
Gott hat uns von der Macht der Finsternis gerettet
und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt.
Der schenkt uns die Erlösung: die Vergebung unserer Sünden.
Amen.
Musikmeditation
Fürbitte
Allmächtiger Gott, Du Schöpfer der Welt,
Du Quelle und Ursprung allen Lebens,
der Du beschlossen hattest, die ganze Fülle Deiner Existenz
in diesem Menschen Jesus wohnen zu lassen.
In ihm hast Du erlebt und erlitten, was Menschen anderen Menschen,
ja, was auch Kinder anderen Kindern antun können.
Darum bitten wir Dich:
Steh Du den Opfern jeglicher Gewalt bei!
Hilf Du dazu,dass ihr Leiden gesehen und ihre Schreie gehört werden,
damit ihre Lage und Situation verändert werden kann!
Steh Du auch den Tätern zu Seite, dass sie ein Einsehen haben,
Schuld bekennen und ihr Leben ändern können!
Herr Jesus Christus!
Am Kreuz hast Du Dein Blut und Dein Leben gelassen,
damit wir Frieden haben könnten - untereinander und auch mit Gott.
Wie das geschieht, werden wir wohl nie richtig begreifen.
Das bleibt Dein Geheimnis.
Aber weil wir auf Dich und Deine Zukunft hoffen,
bringen wir all die Kriege und Konflikte dieser Welt vor Dich.
Hilf Du dazu,
dass Friede einkehrt in unseren Häusern und unter den Völkern!
Weise Du Wege und Möglichkeiten zum Frieden
Und hilf, das diejenigen,
die in dieser Welt Entscheidungen zu treffen haben,
ihrer Verantwortung gerecht werden
und diese Wege dann auch gehen!
Hilf Du so dazu, dass Menschen überall auf der Welt sicher leben!
Du, Heiliger Geist,
Der Du Gottes Stimme laut und lebendig werden lässt in aller Welt!
Ein unbeschwertes Leben führen zu können, ist vielen derzeit nicht gegeben.
Darum bitten wir Dich auch für uns, Deine Gemeinden,
dass beschwerte, belastete und entmutigte Menschen
bei uns einen Ort, ein Ohr und eine Stimme finden,
die sich für sie einsetzt und Räume schafft.
Hilf Du uns allen zu mehr Lebendigkeit und Gemeinsamkeit!
Besonders, Gott, bitten wir Dich heute für unsere Kinder,
dass sie behütet aufwachsen,
dass sie Verständnis und Unterstützung finden,
dass sie ihr Kindsein unbesorgt leben
und Freundschaften finden können, gerade nach dieser Coronazeit!
Wir bitten Dich für unsere Alten,
denen die Kräfte schwinden,
die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können
oder in ein Seniorenheim umziehen müssen:
Schenk du ihnen jeden Tag genügend Kraft
und Menschen, die hilfreich und tätig zur Seite stehen!
Und besonders bitten wir Dich in diesen Tagen auch für die Menschen,
die in Krankenhäusern und Altenheimen,
auf Feuerwachen und Polizeidienststellen
oder an Tankstellen oder in Gaststätten und sonstwo
ihre kostbare Zeit für uns alle opfern.
Schenk Du ihnen eine erfüllte Zeit!
Unser Vater im Himmel…
Segen
Gott stärke Euch.
Gottes Kraft richte Euch auf!
Gott sei bei Euch, geistesgegenwärtig nah,
dass Ihr Euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung. Denn:
Gott stärkt Euch.
Gottes Kraft richtet Euch auf!
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Gmd: Amen, Amen, Amen
Lied 98,1-3 Korn, das in die Erde
Nachspiel
Bekanntmachungen (Presbyter/in)
Auch heute sammeln wir nochmal für das Gustav-Adolf-Werk, das derzeit mit Partnern vor Ort in den Erdbebengebieten Syriens tätig ist
Die zweite Kollekte geht an die Diakonie RWL, die vielfältige Hilfe für Gefährdete bietet, um Wohnungslose, Inhaftierte und Suchtkranke aus dem häufig wiederkehrenden Kreislauf zu holen, der sich aus der Situation, keine Wohnung, keine Arbeit, folglich keine Existenz, ergibt.
Herzliche Einladung zum Ostergottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr in der Lichtenplatzer Kapelle mit Pfarrer Seim und um 11.00 Uhr zum Familiengottesdienst im Gemeindezentrum Petruskirche mit Diakon Arne Würzbach.
Gesegnete Kar- und Ostertage!
Bleiben Sie behütet! Ihr Pfr. Michael Seim