Gottesdienst zum 26.02.2023
Ev. Gemeinde Unterbarmen Süd
Vorspiel
Eröffnung (Presbyter/in:)
Weil Gott uns und seiner Welt Frieden schenken will, darum hoffen wir auch in diesen Zeiten, dass einmal Friede möglich sein wird. Darum feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des dreieinen Gottes:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn, …“
Gemeinde: "… der Himmel und Erde gemacht hat …"
Presbyter/in:„… der Bund und Treue hält ewiglich …“
Gemeinde: "… und nicht loslässt das Werk seiner Hände."
Begrüßung
Ihnen und Euch allen wünsche ich einen wunderschönen guten Morgen. Mit dem Aschermittwoch hat für uns wieder die Passionszeit begonnen. In dieser Zeit denken wir besonders daran, was Jesus selbst auf sich genommen hat, um uns ein freies und friedliches Leben zu ermöglichen. Er ist dafür von anderen angefeindet, schließlich verraten, verurteilt und getötet worden. Aber das alles, damit sich erfülle, was im 1. Johannesbrief so formuliert wird:
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes,
dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1. Johannes 4, 8b
Was das gerade für uns ein Jahr nach dem erneuten Angriff Russlands auf die Ukraine bedeuten kann, darum wird es heute gehen. So kommen wir mit unserer Klage, unserer Trauer, unseren Bitten und unserer Hoffnung zu Gott und setzen darauf, dass er immer noch Frieden schenken will. Im Anschluss an diesen Gottesdienst findet dann die Anmeldung zum nächsten Konfi-Jahrgang statt.
Jetzt wünsche ich uns allen aber zunächst ein gesegnetes Miteinander. Als erstes Lied singen wir dazu das
Lied 262,1-5 Sonne der Gerechtigkeit
Psalm 91 (739, S. 1168f)
Eingangsgebet
Wir klagen dir, Gott, unsere Ängste.
Krieg. Verbrechen. Waffen. Unsicherheiten.
Auch bei uns Erschöpfung und Trauer.
Wie klagen dir diese Zeitenwende
Und bitten: Herr, erbarme Dich!
Gemeinde: (mit Melodie: EG 178.11) "Herr, erbarme dich ..."
Gnadenzusage
Hoffnung säen - Hoffnung sehen.
Darum sind wir hier.
Weil wir die Hoffnung darauf setzen,
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue.
Weil Du, Gott, die Zeiten wendest.
Darum: Ehre sein Gott in der Höhe!
Gemeinde: (mit Melodie: EG 26) Ehre sei Gott in der Höhe
Kollektengebet
Barmherziger Gott!
Ich möchte aus Deiner Hoffnung
in Deiner Zeit leben.
Ich möchte auf Deinen Frieden bauen.
Mächte und Gewalten bedrängen mich,
machen mich mutlos und irre.
In Jesus hast Du schon mal die Zeiten gewendet.
Ich möchte auf Dich hören,
Hoffnung schöpfen und Frieden stiften.
Das bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn und Bruder. Amen.
Lesung Matthäus 5,3–10 (Basisbibel)
Lied 666,1-4 Selig seid Ihr
Predigt Micha 4,1-4 (nach dem Text der BasisBibel)
Liebe Gemeinde!
Ein Jahr ist es nun her, dass Russland erneut die Ukraine angegriffen hat. Seit einem Jahr nun werden uns tagtäglich Zerstörung und Verwüstung frei Haus geliefert. Manchmal ist man sogar irgendwie fast live dabei. Seit einem Jahr sind wir darum auch in Ängsten und Sorgen, was wohl noch alles werden und kommen wird, und wir hoffen dennoch und trotzdem, dass sich gerade auch für unsere Kinder und Enkel alles zum Besseren zum Frieden wenden wird.
Ein Jahr ist es nun her, dass Olaf Scholz von einer Zeitenwende sprach. Dabei bräuchte diese Welt eine Zeitenwende ganz anderer Art. Und genau von einer solchen und einer Hoffnung darauf spricht unser heutiger Predigttext. Da verspricht der Prophet Micha bereits von mehr als zweieinhalbtausend Jahren:
(Verlesung des Predigttextes)
Am Ende der Tage wird es (also) geschehen:
Und so oft, wie mir bereits nahezu beschwörend gesagt worden ist: „Herr Pfarrer! Das Ende ist nah!“ und mein Gegenüber stets damit en Untergang meint, so sehr hoffte ich mittlerweile bald, dass das auch wirklich wahr werden würde. Denn wenn es hier nach Micha ginge, dann hieße das doch: „Das Ende ist nahe! Frieden ist da!
Nebenbei bemerkt: Auch Luther hatte wohl schon zweimal das Ende angekündigt und daraus dann doch schließlich den Schluss gezogen, wohl, weil das Ende nicht kam: Es ist doch besser in diesen Zeiten ein Apfelbäumchen zu pflanzen! Aber das nur nebenbei.
Dabei waren wir scheinbar doch diesem Frieden schon so nah. Die Mauer fiel. Der kalte Krieg und das Wettrüsten wurden einfach beendet. Selbst die Apartheid, die gesellschaftliche Trennung von Schwarzen und Weißen in Südafrika wurde überwunden, und sogar Israeliten und Palästinenser setzten sich zu Friedensverhandlungen an einen Tisch. Das klingt heute fast schon wie Nachrichten aus einer anderen Zeit. Und die Jüngeren unter uns können sich gern von ihren Eltern und Großeltern davon erzählen lassen. Denn:
Wir hatten ja alle damit fast gar nicht gerechnet. Zu unversöhnlich etwa standen sich Ost und West gegenüber. Und wir hatten Angst vor der atomaren Bedrohung und vor viel zu kurzen Vorwarnzeiten, bis jemand aufgrund eines Fehlalarms auf einen roten Knopf drücken könnte. Doch dann, dann schienen diese Zeiten mit einem mal aus und vorbei.
Die Mächtigen und die Politiker*innen schienen sich in der Tat zusammenzusetzen und die Vernunft sprechen zu lassen. Der Katalysator und bleifreies Benzin wurden eingeführt, allen Befürchtungen von angeblichen Wirtschaftswissenschaftlern zum Trotz. Das unvermeidliche FCKW wurde tatsächlich aus Kühlschränken und Spraydosen verbannt. Und die gute Nachricht vom Beginn dieses Jahres: Das 1985 entdeckte Ozonloch, es schließt sich offenbar nach Jahrzehnten nun doch. Es braucht sicher auch noch weitere Jahrzehnte, bis es vollkommen geschlossen ist. Aber das Verbot von FCKW: es hilft!
Das wären doch gute Aussichten, auch für den Klimawandel. Denn wenn Mächtige und Politiker*innen auf Wissenschaft hören und vernünftig agieren, dann bewegt sich doch etwas. Und für mich war das durchaus auch wo etwas wie das Wirken des Heiligen Geistes. Es schien mir fast so, als würden die meisten Regierungen und Völker in der Tat in eine Richtung und auf ein Ziel zugehen, frei nach den Worten der Völker bei Micha:
Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn,
zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt!
Er soll uns seine Wege weisen.
Dann können wir seinen Pfaden folgen.
Umso unverständlicher ist es uns ja, dass die scheinbar Großen dieser Welt nun derart agieren, allen voran der russische Präsident, den wohl kaum einer mehr wirklich seinen Freund nennt.
Und dennoch könnte das durchaus ja gerade auf für unsere heutigen Zeiten gelten. Denn die Mehrheit der Menschheit orientieren sich ja durchaus an den Regeln des Gottes Israels, des Vaters Jesu Christi und des Gottes Mohammeds, seines Propheten. Immerhin bilden Juden, Christen und Muslime den größten Anteil unter den Weltreligionen. Nur: Sie verstehen offenbar die Weisung ihres Gottes sehr unterschiedlich und dazu noch sehr schlecht. Und unterschiedliche Gottesbilder und Überzeugungen stellen sich einem gemeinsamen Miteinander in den Weg. Dabei sollten sie, sollten wir gerade mit einem anderen Beispiel vorangehen.
Am Ende der Tage wird es geschehen,
so der Prophet Micha. Und in der Tat dachte ich schon seit Jahrzehnten: Erst wenn der Messias wirklich wiederkommt, dann scheint ein Friede zwischen Palästina und Israel möglich zu sein.
Doch, so frage ich mich: Gilt das auch für die Ukraine? Und ich antworte mir selbst. Ich hoffe nicht, nicht dann erst!
Denn wir haben ja schon einmal erlebt, wie sich Zeiten wendeten, wie ein neues Miteinander möglich wurde, ja wie auch Feindbilder abgebaut wurden. Doch ich glaube durchaus: Wir brauchen dazu noch einiges an Geduld: Geduld mit unseren Mächtigen, mit unseren Politiker*innen und Geduld auch mit Gott. Aber schließlich verspricht dieser Prophet Micha uns:
Er schlichtet Streit zwischen vielen Völkern.
Er sorgt für das Recht unter mächtigen Staaten.
Und er weiß:
Dann werden sie Pflugscharen schmieden aus den Klingen ihrer Schwerter.
Und es ist geradezu ein Zeichen, dass die Sowjetunion, also der Vorgänger Russlands, 1959 den Vereinten Nationen eine entsprechende Skulptur schenkten: „Schwerter zu Pflugscharen“, deren Schöpfer Jewgeni Wutschetitsch in Jekaterinoslaw – heute Ukraine – geboren wurde. „Schwerter zu Pflugscharen“ mit dem entsprechenden Emblem wurden dann zu Slogan der Friedensbewegung der DDR. Und „Schwerter zu Pflugscharen“, dieses große Friedensversprechen, möchte man gerade auch heute wieder nicht nur Herrn Putin, sondern noch vielen anderen Mächtigen dieser Welt zurufen und zusprechen. Denn das große Ziel, nach dem sich auch ukrainische Soldaten, aber auch wir uns für unsere Kinder so sehr sehnen ist:
Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet.
Wir waren ja mit der Abschaffung der Wehrpflicht fast schon so weit. Und nun sind wohl viele Menschen ganz neu dazu gezwungen, es wohl doch wieder zu lernen. Und dennoch: das große Ziel lautet:
Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet.
Jeder wird unter seinem Weinstock sitzen und unter seinem Feigenbaum.
Niemand wird ihren Frieden stören.
Oder, wie es ein ukrainischer Soldat am Donnerstagabend im HeuteJournal sagte: „Friede ist, wenn ich in Ruhe mit meiner Familie und meinen Freunden wieder grillen kann.“
Denn: Daran halte ich gerne fest:
der Herr Zebaot hat es so bestimmt.
Friede ist also das, was Gott bestimmt und verfügt. Friede und keineswegs Krieg! Aber, so höre ich einen Einwand: Ist Gott denn nicht allmächtig? Könnte er nicht jetzt schon Frieden verfügen, Herr Pfarrer? – Und wenn ich meinen oder unseren Glauben ernst nehme, dann muss ich sagen:
Einerseits ja. Denn ich habe durchaus erlebt und erfahren, dass dieser Gott, an den ich glaube und zu dem ich bete, - dass dieser Gott mächtiger ist, als ich selbst es ihm früher in meiner Jugend zugetraut habe.
Doch andererseits sage ich auch: Auch wenn wir im Glaubensbekenntnis vorhin gesprochen haben:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
so sprechen wir nachher im Unser Vater auch:
Dein Reich komme, wie im Himmel, so auf Erden.
Dein Reich komme …
das ist für mich eine Bitte in die Zukunft hinein, eine Hoffnung, dass Gott sich und seinen Willen hier auf Erden noch durchsetzen werden, dass er den Streit zwischen den Völkern noch schlichten und für das Recht unter mächtigen Staaten sorgen wird.
Und außerdem hat Gott uns allen einen freien Willen geschenkt. Wir sind nicht einfach Marionetten in seinen Händen und müssten nur nach seiner Pfeife tanzen. Sondern jede und jeder von uns und auch alle Politiker*innen können sich zu oder gegen ihn und seinen Willen bekennen. Diese Freiheit hat er uns geschenkt. Mit anderen Worten heißt das für mich: Wir könnten Gott nicht in die Schuhe schieben, was wir Menschen selbst verursacht und vermasselt haben.
Und dennoch lebe ich in der Hoffnung und Zuversicht:
(Wiederholte Verlesung des Predigttextes)
Musikmeditation
Fürbittgebet
Um Deine Kraft zum Frieden bitten wir, allmächtiger Gott:
Wir bitten Dich, dass es Menschen gibt
die nicht aufhören zu verhandeln,
die überall den Frieden suchen
und am Frieden arbeiten,
die ihre Stimme für den Frieden erheben
und die Hoffnung wachhalten,
dass doch Friede wird!
Um Deine Kraft zum Frieden bitten wir, barmherziger Gott,
wenn wir nicht wissen was richtig oder falsch ist.
Wir denken an die Menschen in der Ukraine.
Wir denken an die Getöteten, an die Geflüchteten,
an diejenigen in Trauer und Angst um ihre Zukunft und Heimat.
Wir denken auch an die Menschen in Russland
und bitten dich um Deinen Geist!
Wir denken an die Verblendeten
und bitten Dich um Deine Wahrheit.
Wirke mit Deiner Kraft zum Frieden.
Um Deine Kraft zum Frieden bitten wir, barmherziger Gott:
Dass wir die schrecklichen Folgen vergangener Kriege nicht vergessen oder verschweigen;
dass wir nicht aufhören,
einzutreten für Versehrte und Verstörte,
für die Opfer trennender Grenzen,
für Minderheiten und Flüchtlinge!
Wir bitten Dich,
beschenke uns mit deiner Barmherzigkeit!
Um Deine Kraft zum Frieden bitten wir, allmächtiger Gott.
Wir bitten Dich um Kraft,
dem Bösen entgegenzutreten.
Wir bitten Dich um Hoffnung,
um widerständige Zuversicht.
Und sei sie so winzig wie Blumensamen.
Bitte lass sie wachsen und blühen.
So legen wir den Samen in die Erde als Zeichen.
Für die Freiheit, für Heilung und Zukunft.
Unser Vater im Himmel…
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Gmd: Amen, Amen, Amen
Lied 421 Verleih uns Frieden gnädiglich
Nachspiel
Bekanntmachungen
Die Kollekten vom vergangenen Sonntag betrugen:
Für die Diakonie der Gemeinde 181,47 €
Für Hilfe für bedürftige Familien 133,00 €
Herzlichen Dank! Gott segne Geber und Gaben
und all das, was mit diesen Gaben geschieht!
Traditionell wird in der Passionszeit eigentlich für Brot für die Welt gesammelt. In diesem Jahr hat das Presbyterium die Kollekte jedoch für das Gustav-Adolf-Werk umgewidmet, das derzeit mit Partnern vor Ort in den Erdbebengebieten Syriens tätig ist
Die kreiskirchliche Kollekte „#Wärmewinter-Solidaritätsfond“ ist konfessionsunabhängig; Hilfesuchende Wuppertaler in Not erhalten Beratung durch die Diakonie, die Zugang zu staatlicher Unterstützung bietet, ggf. kann auch finanzielle Hilfe durch die Gemeinden erfolgen oder Überbrückungshilfe bei Verzögerungen geboten werden. Auch unsere Gemeinde ist bereit, in der derzeitigen Situation zu unterstützen.
Und nun die demnächst anstehenden Termine.
Am Freitag, dem 3. März findet in der Lichtenplatzer Kapelle um 19 Uhr der diesjährige Weltgebetstag mit einem ökumenischen Gottesdienst und dem Thema „Glaube bewegt“ statt. Wir erfahren viel über den Inselstaat Taiwan, die Minderheit der Christ*Innen, Gebräuche, taiwanische Küche und vieles mehr. Das Friedensgebet wird an diesem Freitag in den Weltgebetstag integriert
Am Donnerstag, dem 9. März trifft sich die Selbsthilfegruppe für verwaiste und trauernde Eltern um 20 Uhr im Gemeinderaum der Lichtenplatzer Kapelle.
Und herzliche Einladung zu den Gottesdiensten am kommenden Sonntag um 9.30 Uhr im Gemeindezentrum Petruskirche und um 11 Uhr in der Lichtenplatzer Kapelle. Beide Gottesdienste mit Abendmahl und Pfarrer Seim.
Vor allem aber
Bleiben Sie behütet! Ihr Pfr. Michael Seim