Gottesdienst zum 08.01.2023
Ev. Gemeinde Unterbarmen Süd
Vorspiel
Eröffnung (Presbyter/in:)
Gott kommt auf vielfältige Arten und Weisen zu uns in unser Leben. Und so kommen wir, vielfältig wie wir sind, auch zu ihm, und feiern diesen Gottesdienst im Namen des dreieinen Gottes:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn, …“
Gemeinde: "… der Himmel und Erde gemacht hat …"
Presbyter/in:„… der Bund und Treue hält ewiglich …“
Gemeinde: "… und nicht loslässt das Werk seiner Hände."
Begrüßung
Einen schönen guten Morgen – und für alle, denen wir es noch nicht gesagt haben: Ein frohes, friedliches und gesegnetes neues Jahr!
Noch ist das Jahr ganz jung, und wir hoffen doch sehr, dass sich vieles zum Guten entwickelt. Dazu braucht es aber – so scheint es – einen anderen, friedlicheren Geist als in der letzten Zeit, - und es braucht Menschen aller Völker, die dieser Geist antreibt. Denn so heißt es in einem Brief des Apostel Paulus:
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8,14
Hoffen wir also, das sein Geist unser Leben bestimmt und auch uns antreibt.
Mit dieser Hoffnung im Herzen singen wir als erstes Lied,
Lied 34,1+2 Freuet Euch Ihr Christen alle –
Psalm 89 (nach Stephan Goldschmidt)
Singen will ich Dir, Gott,
und einstimmen in den Gesang Deiner ganzen Schöpfung.
Du gehst mir nach,
wohin es mich auch verschlägt.
Du hältst mir die Treue,
als hättest Du einen Bund mit mir geschlossen.
Lass Deine Gnade nicht von mir weichen,
lass meine Schritte sicher auftreten.
Sei mein fester Grund.
Sei mir Vater und Mutter
und lass mein Vertrauen zu Dir wachsen.
Bleibe mir zugewandt,
dann will ich zu Dir kommen
und mich in Dir bergen.
Singen will ich Dir, Gott,
und einstimmen in den Gesang Deiner ganzen Schöpfung.
Gemeinde: (mit Melodie: EG 197,3) Ehr sei dem Vater und dem Sohn, …
Eingangsgebet
Wie gerne, Gott,
würden wir lauthals einstimmen in diesen Lobgesang,
auf Dich und Deine ganze Schöpfung.
Doch diese Schöpfung bereitet uns durchaus Sorge,
weil wir schlecht mit ihr umgegangen sind,
weil wir sie in den letzten Jahrzehnten ausgebeutet haben,
weil wir nicht wissen, ob Dürre oder Flut kommen
und wohin uns das neue Jahr bringen wird,
So vieles scheint derzeit ungewiss.
Dabei würden wir so gerne forschen Schrittes das neue Jahr in Angriff nehmen.
Darum hoffen wir,
dass Du uns zugewandt bleibst,
dass Du unser Vertrauen wachsen lässt,
dass Du uns die Wege zeigst die wir gehen sollen,
und dass Du sie uns ebnest!
Darum, bitten wir: Herr, erbarme Dich!
Lesung Jesaja 42,1-9
Lied 552,1-4 Licht, das in die Welt gekommen
Predigt Johannes 1,29-34
Liebe Gemeinde!
Wenn wir einander nicht kennen, dann ist es üblich, sich vorzustellen: mit Namen, gegebenenfalls mit Titeln und meist auch, wer man so ist, und was man so treibt. Ich stelle mich in letzter Zeit meist ungefähr so vor: „Michael Seim, seit sechs Jahren Pfarrer in Unterbarmen Süd und Gemeindearbeit macht mir immer noch Spaß. Nebenbei lese und fotografiere ich gerne und bin halber Opa von vier Enkeln.“ Interessant ist, was ich so von mir sage oder auch nicht sage. Mein Alter etwa habe ich in letzter Zeit selten genannt.
Manchmal kommt es aber auch zu Situationen, da werden wir dann von anderen vorgestellt. Das passiert zwar eher seltener, aber umso interessanter ist es dann von anderen zu höre, was die so über einen denken, und wie die uns gegebenenfalls selbst einschätzen. Interessant auch zu erfahren, was die von uns wissen, und welche Stärken sie vielleicht bei uns entdecken.
Und nichts Anderes wird uns hier von Jesus erzählt. Dabei stellt er sich hier gar nicht selbst vor, sondern laut dem Evangelisten Johannes versucht hier Johannes der Täufer uns zu sagen, wer Jesus sei. Er stellt ihn uns vor und das geht so:
(Verlesung des Predigttextes)
Vorab erfahren wir also als erstes, dass Jesus zu Johannes kommt. Jesus macht sich also auf den Weg zu ihm in die Wüste. Jesus macht sich auf den Weg, um sich von Johannes taufen zu lassen; aber das wird uns hier eigentlich gar nicht erzählt. Mit den anderen Evangelien wird jedoch deutlich, dass Jesus sich so all denen zur Seite stellt, die sich ebenfalls taufen lassen. Und für mich heißt das gleich zweierlei:
Zum einen: Jesus bleibt nicht einfach zuhause und wartete bis Menschen zu ihm kommen, sondern er macht sich auf den Weg und geht immer wieder auf andere Menschen zu. Er geht in die Gottesdienste der Gemeinden und spricht auch sonst im Alltag andere Menschen an. Und so wird es auch unsere Aufgabe als Gemeinde sein, nicht einfach zuhause zu bleiben, sondern zu den Menschen zu gehen.
Zum anderen: Jesus stellt sich uns Menschen zur Seite. Auch wenn er etwas Besonderes ist und besonderes kann, - Jesus überhebt sich nicht, oder anderes ausgedrückt: Jesus bleibt nicht auf Distanz. Oder nochmals anders ausgedrückt: In Jesus begegnet uns Gott auf Augenhöhe. Er spricht als Mensch zu uns und spricht uns als Menschen an. Und so wird es auch unsere Aufgabe als Gemeinde sein, uns nicht zu überheben oder abzuheben, sondern uns mit den Menschen vor Ort auf Augenhöhe zu begeben.
Das alles lese ich aus den wenigen Worten, dass Jesus zu Johannes kommt.
Und der sagt von Jesus gleich zweimal:
Ich kannte ihn nicht.
Ganz zu Beginn wusste also auch dieser Johannes nicht, wer dieser Jesus sei. Auch ihm musste Jesus erst vorgestellt werden, wie er auch uns erst vorgestellt werden musste, als Eltern und Großeltern oder auch Paten uns von diesem Jesus erzählten, und wie sie ihn sahen, was sie sich von ihm versprachen, welche Geschichten sie uns von Jesus erzählten und welche Geschichten vielleicht gerade auch nicht.
Und so wird es immer wieder neu als Gemeinde unsere Aufgabe sein, uns zunächst immer neu etwas über Jesus gesagt sein zu lassen. All das werden wir dann auch in all seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit wahrnehmen und weitergeben. Für mich etwa wird Jesus durchaus jemand anderes sein, werden andere Jesusgeschichten wichtig sein, als für meine Frau oder für einen anderen Menschen hier im Raum. Aber, ich bin überzeugt: Jede und jeder hier könnte mir etwas über Jesus erzählen. Und erst all diese Erzählungen zusammen ergäben dann ein lebendiges Bild davon, wer Jesus sei.
Gleich zweimal erfahren wir nun aus unterschiedlichem Munde, dass dieser Jesus trotz allem, obwohl er uns als Mensch begegnet, obwohl er uns auf Augenhöhe begegnet – oder vielleicht ja auch gerade deshalb, und das macht ihn aus: Wir erfahren, dass er trotz allem oder gerade darin und dadurch etwas Besonderes, ein besonderer Mensch sei. Er ist der, dem man einen besonderen Geist anmerkt und abspürt. Er ist, wie man durchaus sagen kann, ein Mensch mit Charisma, eine besondere Erscheinung. Er zieht die Aufmerksamkeit der Menschen einfach so an. Und das bringt Johannes der Evangelist so zum Ausdruck: Er lässt Gott zu Johannes dem Täufer sagen:
Auf welchem Du siehst herabfahren den Geist, und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit Heiligem Geist tauft.
Und er lässt Johannes den Täufer sagen:
Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.
Jesus und dieser Geist Gottes gehören also ganz eng zusammen. Und so will Johannes ausdrücken: Jesus und Gott gehören ganz eng zusammen. Dieser Jesus der hat den vollen Segen Gottes, der handelt ganz in seinem Geist und ganz in seinem Sinn. Später lässt er – der Evangelist Johannes – Jesus selbst von sich sagen:
Ich und der Vater sind eins. (Joh 10,30)
Deutlich wird bei aller Menschlichkeit, - oder gerade wegen seiner Menschlichkeit spüren andere, spüren auch wir noch über alle Zeiten hinweg diesen besonderen Geist, der mit Jesus ist – und seit Jesus die ganze Geschichte auch mit uns antreibt. Und wir können in diesen Zeiten eigentlich nur bitten:
Gott, Schenk uns und dieser Welt mehr Geist von Deinem Geist!
Schenk uns und der Welt mehr Menschlichkeit!
Und dann gibt es sozusagen noch zwei Titel, mit denen Johannes, der Täufer, uns diesen besonderen Menschen Jesus vorstellen und sein Wirken auf den Punkt bringen will. Als erstes sagt er so von ihm:
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.
Und als letztes sagt er:
Ich habe gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.
Zunächst also ermuntert er uns selbst hinzusehen und wahrzunehmen, wie er es gesehen und wahrgenommen hat. Und davon, was wir sehen und wahrnehmen können, dürfen und sollen auch wir erzählen, wie es uns hier Johannes erzählt, und wie es uns Eltern und Paten und Großeltern erzählt haben. Und ich bin überzeugt davon: Wir können und müssen uns viel mehr von ihm erzählen, und bin außerdem überzeugt jenseits aller Titel und Begriffe müssen wir diese eben mit unseren Erzählungen füllen, damit dieser Jesus auch durch unsere Erzählungen lebendig bleibt.
Johannes, der Täufer, sagt nun von ihm als aller erstes: Dieser Jesus,
das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.
Wenn sie das so einem Kind oder einem Fremden erzählen, ich glaube, dieser würde nichts verstehen und vielleicht denken: Was soll der Quatsch? Wir müssen dazu also schon in die biblischen Schriften schauen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was das heißen kann.
Als Lamm kennen wir so das Passalamm, das geschlachtet und mit dessen Blut die Türen zu den Häusern der Israeliten markiert werden, um diese zu schützen. Außerdem wird dieses Lamm in der Nacht vor dem Auszug aus Ägypten von den Familien gemeinsam verzehrt. Es gibt also Kraft und Stärke, ist Wegzehrung für die ersten Tage der Flucht aus dem Unterdrückerland.
Wenn der Evangelist Johannes uns nun von Jesus als diesem Passahlamm erzählt, dann will er damit zum Ausdruck bringen, dass Jesus uns wie dieses Lamm schützt und stärkt und uns für unser Leben genügend Wegzehrung mit auf den Weg auch durch die dunklen Tage gibt.
Als Lamm kennen wir außerdem die Überlieferungen rund um den Lammbock vom Versöhnungstag. Auf diesen wurden die Sünden des Volkes symbolisch übertragen und diese daraufhin in die Wüste gejagt. Die Sünden wurden sozusagen in die Wüste geschickt.
Wenn der Evangelist Johannes uns nun von Jesus als diesem Lamm erzählt, das der Welt Sünde trägt, dann bringt er damit zum Ausdruck: All die Sünde, oder anders ausgedrückt: all die dreckigen dunklen Dinge, die uns anhaften, die an uns kleben, die müssten einfach weg und kommen durch Jesus Wirken weit weg. Jesus nimmt sie an sich, nimmt sie von uns weg und befreit und reinig uns so von all dem Dreck, so dass wir also geschützt, gestärkt und befreit ins Leben gehen und uns ganz neu in diese Welt einbringen können.
Und zum Abschluss sagt Johannes, der Täufer, nun von diesem Jesus, sozusagen als Quintessenz und als abschießend und zusammenfassendes Ergebnis:
Dieser (Jesus) ist Gottes Sohn.
Dieser ist der, der ganz eng mit Gott ist, der ganz eng verbunden mit seinem Vater ist – und vielleicht ist er es gerade deshalb, weil er sich mit der Taufe durch Johannes uns zur Seite stellt. Er überhebt sich nicht, begegnet uns auf Augenhöhe und zeigt uns wie wahre Menschlichkeit geht.
Davon lasst uns Kindern und Enkeln erzählen, und so als seine Nachfolger*innen und Nachfolger lasst uns geschützt, gestärkt und befreit in dieser Welt leben.
Musikmeditation
Fürbittgebet nach einem Vorschlag von Brot für die Welt
Du, Gott des Lebens, Erschaffer des Lichts!
Du selbst gehst auf über den Völkern.
Der helle Schein Deiner Liebe überstrahlt die Erde,
damit alle Welt Deine Freundlichkeit sehen.
Darum bitten wir Dich an diesem Tag,
dass Du uns und allen Menschen erscheinst
als Tröster und Retter aus den unzähligen Nöten,
mit denen die Welt und das Leben verdunkelt ist,
auch in dieser Zeit!
Du allein, allmächtiger Gott,
kannst unsere Träume von einer neuen Erde erfüllen.
Darum schenke uns,
dass wir das Leben erwählen,
uns streiten höchstens über den besten Weg,
Schwerter in Pflugscharen zu verwandeln
und unseren Kindern Gutes tun,
indem wir Deine Schöpfung achten und bewahren!
Barmherziger Gott!
Lass das Werk unserer Hände und unsere Worte,
dem Frieden dienen,
den die Engel an Weihnachten ausgerufen haben,
aber der darauf wartet,
in unseren Herzen und durch unseren Taten wirksam zu werden,
weil Deine Welt so sehnsüchtig auf ihre Erlösung wartet!
Besonders, Gott, bitten wir Dich heute darum:
Schenk uns und der Welt mehr Geist von Deinem Geist!
Schenk uns und der Welt mehr Mit-Menschlichkeit,
wie Jesus sie zeigt!
Lehre Du uns den Weg, in seine Nachfolge zu treten!
Zeige uns die Wege, auf unseren Nächsten zuzugehen!
In diesen Tagen hören wir zudem davon,
wie belastet die Situation in Arztpraxen, Krankenhäusern, Altenheimen oder bei der Pflege zu Hause ist.
Wir bitten Dich darum:
Schenk allen betroffenen Menschen:
Patientinnen und Patienten,
pflegende Angehörigen und hilfreichen Diensten,
sowie Ärztinnen und Pflegern
von der Kraft Deines Segens!
- Stille -
Unser Vater im Himmel.
Segen
Der Herr segne Deine Tage mit Farben,
Deine Nächte mit Sternen,
Deine Worte mit Liebe,
Dein Schweigen mit Licht!
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Gmd: Amen, Amen, Amen
Lied 421 Verleih uns Frieden gnädiglich
Nachspiel
Bekanntmachungen
Die Kollekten vom Neujahrsgottesdienst betrugen:
Für Bahnhofsmission Wuppertal 50,00 €
Für Flüchtlingshilfe DW Wuppertal 60,00 €
Herzlichen Dank! Gott segne Geber und Gaben
und all das, was mit diesen Gaben geschieht!
Die heutige Kollekte geht an die Diakonie der Gemeinde und an die Flüchtlingshilfe der griechischen Ev. Gemeinde.
Nach wie vor ist die diakonische Hilfe auch bei uns erforderlich und unterstützt die, die in Notsituationen geraten sind oder sich dauerhaft am Rande der Gesellschaft befinden.
Die kleine Griechisch-Evangelische Kirche ist sozial sehr engagiert und nimmt sich vieler geflüchteter Menschen an. Die Kirchengemeinden bringen die Menschen unter, sorgen für Verpflegung und helfen bei der Klärung rechtlicher Fragen. Sämtliche Kosten müssen dabei von den Gemeinden selbst getragen werden.
Der nächste Spiele- und Klönabend in St. Christophorus ist am 23. Januar.
Die Selbsthilfegruppe „verwaiste Eltern“ trifft sich wieder am 26. Jan.
Herzliche Einladung nun zum Gottesdienst am kommenden Sonntag um 9.30 Uhr in der Lichtenplatzer Kapelle und um 11 Uhr im Gemeindezentrum Petruskirche mit Prädikant Gunnar Grams.
Vor allem aber wünschen wir Ihnen
ein gutes und friedlicheres neues Jahr und
eine gute und gesegnete Zeit.
Bleiben Sie behütet! Ihr Pfr. Michael Seim