Gottesdienst zum 25.+26.12.2022
Ev. Gemeinde Unterbarmen Süd
Vorspiel
Eröffnung (Presbyter/in:)
Mit dem Kommen Gottes in diese Welt, mit der Botschaft der Engel, und mit der Ankunft seines Sohnes wird uns der Frieden Gottes verheißen. Und weil wir an dieser Hoffnung festhalten wollen, darum feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des dreieinen Gottes:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn, …“
Gemeinde: "… der Himmel und Erde gemacht hat …"
Presbyter/in:„… der Bund und Treue hält ewiglich …“
Gemeinde: "… und nicht loslässt das Werk seiner Hände."
Begrüßung
Ich wünsche uns allen einen schönen Weihnachtsmorgen. Die Geschenke sind ausgepackt, das Festmahl und die Plätzchen waren hoffentlich lecker, und der gestrige Trubel ist ein wenig verfolgen. Sicher gibt es aber noch den ein oder anderen Besuch, - und das sozusagen, weil Gott uns anspricht und uns besucht. Johannes schreibt das in seiner Weihnachtsgeschichte in etwa so. Da lesen wir:
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,
und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1,14a
Und davon, wie er uns anspricht und wo er zu suchen und zu finden ist, davon wird heute sicher die Rede sein.
Als erstes Lied singen wir nun
Lied 34,1+2 Freuet Euch Ihr Christen alle –
Psalm 96 (nach Ralf-Andreas Gmelin)
DU, lass uns neue Töne finden
Klänge und Worte für DICH.
Lass DEINE Welt erklingen.
Erkling DU in uns,
lass uns durch DEINE Musik heil werden.
Überall lass sie ertönen,
wo Glauben oder Zweifel herrschen,
bei Reichen und Armen,
im Süden und Norden.
Lass die falschen Töne schweigen,
bring DU die wahren Harmonien zum Schwingen.
Erfreue DU Himmel und Erde,
lass das Meer mitwogen, das Waldholz mitknarren,
weil DU kommst.
Vor DIR erklingt Wahrheit und Recht auf unserer Erde.
Gemeinde: (mit Melodie: EG 197,3) Ehr sei dem Vater und dem Sohn, …
Eingangsgebet
Gott!
Wie schön wäre das:
eine Welt erfüllt von Deinem Klang,
eine Welt erfüllt von Deinen Harmonien,
eine Welt erfüllt von Deinem himmlischen Frieden!
Aber noch müssen wir wohl auf diese Zeit erst warten und hoffen,
denn derzeit hören wir eher hässliche Töne,
und leiden unter Kriegen und Streitigkeiten in dieser Welt.
Darunter leiden wir besonders in diesen Tagen,
in denen sich alle Welt so sehr nach Frieden sehnt.
Darum bitten wir Dich, Gott,
wenn uns das Getöse dieser Welt in den Ohren dröhnt:
Öffne Du unsere Ohren für Deine Stimme!
Öffne Du unsere Herzen für Deinen Frieden!
Öffne Du unseren Geist für Deine Liebe!
Das bitten wir Dich in Jesu Namen, Amen.
Lesung Micha 5,1-4a
Lied 55,1-3 O Bethlehem, Du kleine Stadt
Predigt Matthäus 2,1-12
Liebe Gemeinde!
Es ist schon erstaunlich, wie und wo Gott sich finden lässt. Es ist schon erstaunlich, welche Wege er da geht und welche Wege er uns da führt. Dabei schreitet er hier nur einmal ganz offensichtlich und direkt in den Lauf der Geschichte ein. Und die geht so:
Zunächst sind da die Sterndeuter, Menschen also, die den Lauf der Sterne zu berechnen und zu deuten wussten. Damals, so muss man wissen, fielen Astronomie und Astrologie noch zusammen. Und Sterne wurden als Himmelslichter angesehen, die einem Zeichen und Zeiten ansagten, durch die Gott selbst sozusagen zur Welt sprach. Wer die Sterne zu deuten wusste, der galt als kluger, als weiser Mensch.
Diese Sterndeuter hatten nun einen besonderen Stern oder eine besondere Sternkonstellation gesehen und gedeutet. Sie wussten: Dieser neue Stern dort weist uns auf die Geburt eines neuen Königs in Israel hin. Das ist sein Stern. Und wir wollen ihn gebührend empfangen, denn dieser Stern deutet zudem darauf hin, dass dies ein besonders mächtiger König sein wird. So machten sich die Sterndeuter also auf den Weg.
Aus dem Osten kamen sie, so heißt es, also vielleicht aus dem Iran oder aus Indien oder gar aus China. Hier überall wusste man die Sterne zu deuten. Jedenfalls wird jetzt schon klar: Diese Sterndeuter kommen als Heiden und wussten sicher so gar nichts von dem Gott Israels. Aber: Sie hatten diesen Stern gesehen und sich so auf den Weg gemacht. Gott schenkt also auch völlig fremden Menschen ein ihnen verständliches Zeichen und lässt sich so finden. Sterndeutern schenkt er also so einen Stern. Und so schenkt Gott völlig fremden Menschen einen Zugang zu sich.
Nur, man muss die Dinge und Zeichen dann auch richtig zu deuten wissen. Denn die Sterndeuter wissen nun zwar um einen, um den neugeborenen König der Juden, aber dann verlieren sie den Stern doch irgendwie aus dem Blick. Und in der Folge irren sie ab vom Weg und irren sich.
So kommen sie nach Jerusalem, denn einen neugeborenen König, einen Prinzen sozusagen, den vermuten sie ganz weltlich gesehen in einer Hauptstadt, in einem Palast. So kommen sie nach Jerusalem zum herrschenden König, zu Herodes eben. Denn der sollte doch wissen, wo sein Nachfolger zu finden sein wird.
Aber das Erstaunliche an dem Gott Israels und Vater Jesu Christi ist eben, dass er ganz eigene Wege geht und uns Menschen auch ganz eigene Wege führt.
Kommen wir nun zu Herodes, dem König von Judäa von Roms Gnaden. Im Ränkespiel der Politik hatte er sich durchgesetzt und so seine Macht gewonnen. Er achtete bei seinen eigenen Kindern dann sehr darauf, wie diese agierten und welche Macht sie sich erwarben. Drei seiner Söhne wurden so jeweils des Hochverrates bezichtigt und von römischen Gerichten zum Tode verurteilt. So hielt sich Herodes über lange Zeit an der Macht.
Als der aber nun durch die Sterndeuter von einem neugeborenen König hörte, da erschrak er, wohl weil er ahnt, dass sein Stern bald untergehen, dass seine Macht an ihr Ende kommen würde. Und davor, vor einem frustrierten und unberechenbaren Herodes hatte wohl auch sein ganzes Umfeld begründete Angst.
Aber wer und wo mochte nun der neugeborene König sein, wenn im ganzen Umfeld des Palastes niemand von der Geburt eines Kindes erfahren hatte? Herodes ahnte immerhin: Der neugeborene König der Juden, wie ihn die Sterndeuter nannte, das musste der in den Schriften verheißene Messias sein. Und der, so wusste er sicher auch, würde ein Nachfahre des anderen großen Königs, des David sein. Damit aber, mit einer solchen Herkunft, konnte Herodes der Große selbst nicht dienen. Aber er ahnte, dass in den Schriften des Volkes Israels sicher etwas zu finden sei. Selbst dieser brutale Machtmensch Herodes hat also eine Ahnung, wo und wie Gott sich finden lässt. Aber letztlich findet er ihn dann doch nicht und scheitert so daran, seine eigene Macht zu sichern und sich gegen Gottes Pläne durchzusetzen.
Doch nun kommen zunächst die Priester und Schriftgelehrten ins Spiel. Das sind nun Menschen, die sich weniger für Sterne und für die Natur, sondern für die Überlieferung und für Schriftrollen interessieren. Echte Nerds halt, wie man heute so sagt. Heute würden sie wohl entsprechende Bibelsoftware programmieren und mit deren Hilfe verschiedene Dinge berechnen.
Als die nun davon hören, dass der Messias geboren sein soll, da wissen sie genau, wo allein das geschehen sein könnte:
In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Mi 5,1): »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.
Sie wussten also nicht, wann der Messias kommt und konnten aus den Schriften nicht den Zeitpunkt seines Kommens bestimmen. Und es ist ja auch schon bemerkenswert, dass das anscheinend noch nie gelungen ist. Selbst ein Martin Luther hatte zu Lebzeiten zweimal den Untergang der Welt angekündigt, aber das Leben war trotz seiner Berechnungen einfach weitergegangen. Er muss sich wohl verrechnet haben. Also lasst uns weiter Apfelbäume pflanzen.
Entsprechend konnten also auch die Schriftgelehrten nicht den Zeitpunkt der Ankunft des Messias berechnen, aber sie wussten eben doch: Wenn der Messias kommt, dann kommt er in Bethlehem und sicher nicht in Jerusalem oder Rom auf die Welt.
Gott lässt sich also durchaus in den Schriften finden, zumindest Gottes Pläne, seine Vorhaben, sein Denken, sein Wollen. Aber auch das, so wird deutlich, muss erst entsprechend gedeutet und verstanden werden.
Jedenfalls: Mit der neuen Information der Priester und Schriftgelehrten machen sich die Sterndeuter wieder auf den Weg, und es wird deutlich: je mehr Disziplinen und Fachbereiche zusammenkommen, umso umfassender wird das Bild von der Wirklichkeit und umso besser kommt man voran. Und – hoppla – da ist der Stern ja auch wieder. Nachdem die Sterndeuter vom Glanz der Macht geblendet kurz abgeirrt waren und en Stern oder ihr Ziel aus dem Augen verloren haben – da sehen sie ihn auf einmal wieder ganz klar. Und dieser Stern der führt sie in der Tat nach Bethlehem zu einem bestimmten Haus,
wo das Kind war,
und es wird deutlich: Gott lässt sich finden in einem Kind. Der große Gott macht sich also ganz klein, so klein wie ein Menschenkind. Und in diesem Menschenkind kommt er zur Welt und lässt sich hier finden. Das hätte doch kaum einer gedacht und vermutet.
Und: Gott lässt sich von ganz fremden Menschen hier finden. Es sind die Sterndeuter aus dem Iran, aus Indien oder China, die sich auf den Weg gemacht hatten. Und es ist Herodes, der etwas geahnt, aber der das Kind letztlich doch nicht gefunden hatte, - vielleicht, weil auch er zu sehr verblendet war von seiner eigenen Macht.
Denn, auch das wird deutlich: Gott entledigt sich all seiner Macht, wenn er ein kleines Menschenkind wird. Gott verzichtet auf seiner Allmacht und muss also selbst erst geboren, gewickelt, gefüttert und durch die Welt getragen werden, um in diese Welt zu kommen. Doch gerade so, in einem Menschenkind, kommt Gott zu uns – und bewegt uns eben doch. Denn wer von uns könnte sich schon der Macht eines Kleinkindes, eines Menschenkindes entziehen?!
Musikmeditation
Fürbittgebet von Brot für die Welt
Allmächtiger Gott!
Wir bekennen, dass Du der Herr des Friedens und der Gerechtigkeit bist.
Du wünschst Dir die Versöhnung der Menschen,
die unter der Trennung und Streit oder Krieg leiden. Immer wieder noch gibt es ideologische Konflikte
und es scheint sehr schwierig, Frieden zu schaffen. Wir beten, Gott,
dass Deine Liebe, Frieden und Gerechtigkeit eine lebendige Realität auf Erden werde!
Barmherziger Gott!
Hilf uns beim Aufbau eines gerechten Friedens,
in dem die Armen und die Schwachen der Gesellschaft geschützt sind und gleichberechtigt leben!
Die Beziehungen weltweit mögen sich verhärten,
Dennoch leite uns, Gott,
dass wir weiterhin darum ringen und danach streben, einander als Brüder und Schwestern zu lieben
und miteinander das Leben zu teilen,
auf dass Deine Gerechtigkeit und Dein Frieden in diese Welt kommen möge!
Besonders Gott bitten wir Dich:
Da sind die Kinder,
hineingeboren in diese Welt, genau wie Dein Sohn.
Da sind die Kinder,
die noch so viel Leben vor sich haben.
Darum bitten wir Dich in dieser Zeit:
Schenk ihnen allen Menschen,
die ihnen zur Seite stehen,
denen sie vertrauen können,
die sie schützen und stärken!
Hilf uns allen dazu,
ihnen diese Welt, Deine Schöpfung
für ihr Leben zu schützen und zu bewahren!
Und, Gott, bitten wir Dich in diesen Tagen auch,
für all die Menschen, die derzeit Dienst haben:
als pflegende Angehörige in den eigenen Räumen
in Krankenhäusern und Altenheimen,
auf Polizeidienststellen und Feuerwehren,
an Tankstellen oder in den Betrieben:
Schenk ihnen Zeiten der Ruhe und des Friedens!
Schenk ihnen offene Ohren für die Menschen,
die ihnen anvertraut sind!
Schenk ihnen Menschen, die auch sie stützen und tragen.
Unser Vater im Himmel.
Segen
Der allmächtige und barmherzige Gott,
schenke Dir Freude am Leben,
Hoffnung für alles Kommende
und immer ein Herz voller Liebe
und Frieden für die Welt!
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Gmd: Amen, Amen, Amen
Lied zhue 238 Gib mir die richtigen Worte
Nachspiel
Bekanntmachungen
Die heutige Kollekte geht an Brot für die Welt und an die Stiftung KiBa.
Als weltweit tätiges Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen ist Brot für die Welt in knapp 90 Ländern rund um den Globus aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnern hilft Brot für die Welt armen und ausgegrenzten Menschen, aus eigener Kraft ihre Lebenssituation zu verbessern. Und Sie können davon ausgehen: Ihre Spende kommt an!
Die EKD-weite Stiftung KiBa zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler unterstützt Kirchengemeinden, ihre Kirchen baulich zu erhalten und zu sanieren.
Herzliche Einladung zu einem kleinen Konzert für Violoncello und Klavier mit Leon Capar und Igor Parfenov am morgigen Dienstag, dem 27.12. um 18 Uhr hier in der Lichtenplatzer Kapelle. Das wird sicherlich ein besonderer Ohrenschmaus.
Und herzliche Einladung auch zu den Jahresabschlussgottesdiensten am 31.12., jeweils um 18 Uhr mit Feier des Abendmahls: im Gemeindezentrum Petruskirche mit Prädikant Gunnar Grams und in der Lichtenplatzer Kapelle mit Pfarrer Michael Seim.
Das nächste Friedensgebet findet am Freitag, dem 6. Januar um 18 Uhr in der Lichtenplatzer Kapelle statt
Ihnen allen: Fröhliche Weihnachten,
und ein friedlicheres Jahr 2023
Vor allem aber wünschen wir Ihnen eine gute und gesegnete Zeit.
Bleiben Sie behütet! Ihr Pfr. Michael Seim